Nicaragua

Aus der Hauptstadt Managua, welche als allgemein gefährlich eingestuft wird, wollen wir möglichst schnell verschwinden. Obwohl wir bereits eine achtstündige Busfahrt im Sitzleder haben, setzen wir noch gleichentags unsere Reise in Richtung Süden fort. Mit einem Taxi fahren wir zum nächsten Busterminal. Während wir uns durch den Grossstadtverkehr winden, passieren wir Strassenverkäufer, welche Baby-Schildkröten, Papageien und sonstige Zookandidaten zum Verkauf anbieten. Wir führen eine amüsante Unterhaltung mit dem Taxi-Chauffeur sowie einem weiteren Fahrgast. In einem Mix aus spanisch und englisch versuchen wir uns zu verständigen. Die Fahrt verspricht lustig zu werden und als Willkommensgeschenk in Nicaragua werden uns vom Strassenkiosk Schleckstengel spendiert.

Unser erstes Ziel heisst Granada, einer der ältesten und wohl attraktivsten Kolonialstädte Lateinamerikas. Die Stadt wurde 1523 von den Spaniern gegründet und liegt am Nicaraguasee.

Während unseres Kurzaufenthaltes erkunden wir u.a. das Naturreservat Mombacho mit seinem gleichnamigen "schlafenden" Vulkan...

...sowie den rauchenden Vulkan Masaya...

...und die "Las Isletas" im Nicaraguasee. Die 365 kleinen Inseln sind Zeugen des Vulkanausbruchs Mombacho vor knapp 11'000 Jahren. Im Übrigen verzeichnet der Nicaraguasee als weltweit einziger Süsswassersee Hai-Vorkommnisse. Der See ist über den Rio San Juan mit dem Karibischen Meer verbunden, weshalb Granada sich früher zu einem bedeutenden Handelszentrum entwickelt hat.

Unsere "Gringo"-Trails (Gringo = abschätzige Bezeichnung für Tourist) werden jeweils von Oosaaci begleitet. Durch ihn erfahren wir vieles über die Besonderheiten in der Natur, die Geschichte sowie den Alltag Nicaraguas. Bei einem frisch gemalten nicaraguanischen Kaffee ist dann unterwegs in einer Kaffeeplantage auch einmal etwas Zeit zum Philosophieren. Wir diskutieren allgemeines Weltgeschehen, die Politik der USA, sowie viele einfache Dinge des gewöhnlichen Alltags.

Durchschnittlich verdient ein Nicaraguaner 3 US-Dollar pro Tag. "Zuviel, um den Kaffee-, Zucker- und Baumwollmarkt rentabel aufrechtzuerhalten", bemerkt Oosaaci sarkastisch. "In China arbeiten die Leute für einen Tagslohn von 25 Cents. China verdrängt die Länder Zentralamerikas mehr und mehr vom Markt. Derzeit werden dort im grossen Stil Plantagen aus dem Boden gestampft. Desillusioniert verbrennen so Kleinplantagenbesitzer in Nicaragua ihre Bio-Felder, da sie auf dem Markt nicht mehr bestehen können." Einerseits fasziniert von der Schönheit Nicaraguas und gleichzeitig bestürzt über die innere Entwicklung und Ausbeutung der Bevölkerung, hören wir Oosaaci gespannt zu und nippen an unserem aromatischen Bio-Kaffee.

Auf unserer Weiterreise in Richtung Süden besuchen wir die im Nicaraguasee gelegene Isla de Ometepe mit den mächtig wirkenden Vulkanen Concepción und Maderas. Im Gegensatz zum Festland, wo bereits über 70 % des Urwaldbestandes abgeholzt wurde, präsentiert sich hier die Vegetation üppig grün und dicht bewaldet.

Unterwegs vernehmen wir von der Brutzeit der Meeresschildkröten an der Pazifikküste. Ein Abstecher nach San Juan del Sur kurz vor der Grenze Costa Ricas ist eine kurz beschlossene Sache. Das Schlüpfen der kleinen Meerestiere und das grosse Krabbelfest vom Sandstrand in den weiten Pazifik möchten wir auf keinen Fall verpassen.


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