Australien

Australien ist das Synonym für Abenteuer, für haarsträubende Pioniergeschichten, für das legendäre Urvolk der Aborigines, für unerschöpfliche Naturschätze, üppige Vegetation, trostlose, bald unendliche Wüsten, eigenwillige und interessante Tiere wie Kängurus, Koalas, Krokodile und Kamele. Verheerende Buschfeuer, lang anhaltende Dürreperioden, Zyklone, Tornados, extreme Regenfälle, sintflutartige Überschwemmungen, Temperaturen bis über 50 Grad im Schatten und eine erbarmungslose Sonne sind nur einige der ungemütlichen Lebensbedingungen auf diesem Kontinent - nebenbei der kleinste Erdteil unseres Planeten.

Australien bildete ursprünglich Teil des Urkontinents Gondwana, welches das heutige Südamerika, Afrika, Indien, die Antarktis und Australien zusammenfasste. Die geologischen Strukturen reichen zeitlich sehr weit zurück. Die ältesten bekannten Gesteins- und Felsformationen werden daher auf die Zeit vor 3 bis 4 Mia. Jahren geschätzt. Ungestört vom Rest der Welt entstanden hier biologische Superlative. Das Great Barrier Reef, das Outback, unzählige Tier- und Pflanzenarten, die auf den anderen Kontinenten ausgestorben sind, prägen das Gesicht des fünften Kontinents genauso wie die Aborigines, die Ureinwohner Australiens.

Rund 20'000 km von der Schweiz entfernt, liegen wir hier buchstäblich am anderen Ende der Welt. 6'000 km Reiseweg liegen vor uns. Per Bus, Schiff und Flugzeug geht es auf Entdeckungsreise.

In Melbourne beginnt unser langer Weg durch den Inselkontinent. Moderne und historische Gebäude treffen hier aufeinander. Die Goldfunde im nahen Ballarat führten im 19. Jh. zu einem massiven Bevölkerungsanstieg. Heute ist die Millionenstadt nicht nur Hauptstadt des Bundesstaates Victoria, sondern auch die Kulturmetropole Australiens.

Im Wildlife-Park, etwas ausserhalb der City, begegnen wir erstmals der australischen Tierwelt. Hier kraulen wir den dicken Pelz des Wombats, beobachten den vom Aussterben bedrohten „Tasmanischen Teufel“ und füttern den Riesenvogel Emu. Insbesondere vom bekanntesten Beuteltier Australiens, dem Känguru, sind wir begeistert. In der freien Natur können diese bis zu 10 m weit und 3 m hoch springen. Zum Ausbalancieren benutzen die Tiere ihren Schwanz.

Ein Ausflug über die Mornington-Halbinsel führt uns zur Philip Island. Hauptattraktion der Insel ist die Pinguin-Parade am Summerland Beach. Allabendlich kehren hier Zwergpinguine zu ihren Nestern an Land zurück. Es handelt sich um die kleinste Pinguinart weltweit.

Über 170 Zwergpinguine wurden letzte Nacht an diesem Strandabschnitt beobachtet. Auch an diesem Abend werden so viele erwartet. Und wir werden nicht enttäuscht. Pünktlich, eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang, hüpfen sie aus dem Wasser und gelangen in einzelnen Gruppen an Land. Wie kleine Gartenzwerge watscheln sie etwas unbeholfen an ihre Schlafplätze in den Grasbüschen. Nur knapp 1 m von ihnen entfernt stehen wir im Mondscheinlicht und verfolgen neugierig dieses faszinierende Schauspiel.

Man nimmt übrigens an, dass in Australien bis zu 300’000 Tierarten existieren, von denen bislang nur etwa 100’000 wissenschaftlich erforscht und beschrieben sind. Zahlreiche Tierarten kommen ausschliesslich in Australien vor und dokumentieren so die lange Isolierung des Kontinents von anderen Landmassen.

Entlang der Great Ocean Road fahren wir von Melbourne nach Adelaide. Im Port Campbell Nationalpark fotografieren wir das berühmteste Wahrzeichen der Region: die Zwölf Apostel. Eine Serie von Felssäulen präsentiert sich in der tosenden Brandung. Ein Helikopter bringt uns in die Vogelperspektive und bietet uns damit einen spektakulären Ausblick auf den Küstenabschnitt.

Eingerollt in den Zweigen sitzend, sichten wir unterwegs immer wieder die bekanntesten Bewohner der Eukalyptusbäume, die Koalas. Ihren Namen haben sie von den Aborigines erhalten. „Koala“ bedeutet „kein Wasser“. Sie trinken nie, sondern decken ihren täglichen Wasserbedarf durch die wasserreichen, berauschenden Eukalyptusblätter. Der Koala gilt übrigens als Vorbild für den Teddybären und ist zum Symboltier Australiens geworden.

In Adelaide angelangt, beschliessen wir eine Kursänderung in unserem Reiseplan vorzunehmen. Japan soll neu unser Tor nach Asien bilden. Der Kontakt mit vielen japanischen Touristen und unsere Begeisterung für ihre Kultur, bewegen uns zu diesem Entschluss. Nippon, wir kommen!

Von Adelaide unternehmen wir eine Degustations-Tour ins grösste Weinanbaugebiet Australiens, dem Barossa Valley. In diesem Weintal reifen Australiens beste Trauben. Hier haben sich hauptsächlich Deutsche Siedler niedergelassen. Daher stammt der Wein von Rhein und Mosel. Nach etwa 100 Jahren sind beste Weine herangewachsen, die sich im weltweiten Vergleich nicht zu verstecken brauchen.

Weiter geht es auf Australiens drittgrösste Insel, die Kangaroo-Island. Über Naturstrassen gelangen wir mit dem Geländewagen vom Flinders Chase Nationalpark zu den Remarkable Rocks, über die Seal Bay zum Admirals Arch. Unterwegs treffen wir auf eine artenreiche Tierwelt: Australische Seelöwen, Neuseeländische Pelzrobben, Koalas, Kängurus, Wallabys, Schnabeligel (Echidna), Possum usw.

Abends kehren wir mit unserer Tourgruppe zur Unterkunft, einem umfunktionierten Kuhstall in einer Farm zurück. Gemeinsam kochen wir das Abendessen, pflegen das Gesellige und spielen vor dem Kaminfeuer auf dem Didgeridoo, einer Holztrompete der australischen Ureinwohner. Das Instrument besteht aus einem von Termiten ausgehöhlten Eukalyptusast. Es wird gewöhnlich von den Aborigines zu Gesang und Tanz bei Festen und Zeremonien gespielt.

Nachdem unsere Flugumbuchungsangelegenheiten in Adelaide erledigt sind, fliegen wir mit Quantas ins „Red Centre“, genauer gesagt nach Alice Springs. Im kleinen Kaff im staubigen Outback, begegnen wir das erste Mal den Ureinwohnern des Australischen Kontinents. Von den landesweit rund 300’000 Aborigines (lat. „von Beginn an“) leben heute nur noch wenige in traditionellen Gruppen, so dass die überlieferte Kultur heute vom Aussterben bedroht ist.

Nach archäologischen Erkenntnissen reichen die Wurzeln der Aborigines-Kultur in Australien mehr als 40’000 Jahre zurück. Diese Annahme wird durch die Tatsache gestützt, dass der Meeresspiegel zu dieser Zeit verhältnismässig niedrig war und dadurch zwischen dem asiatischen und dem australischen Kontinent eine nahezu durchgehende Landbrücke bestand. Die Aborigines stellen heute einen Bevölkerungsanteil von nur noch 1,5 % dar.

Im scheinbar verschlafenen Örtchen Alice Springs, welches meist nur als Ausflugsbasis für den Ayers Rock benutzt wird, bieten sich uns überraschend interessante Besuchsziele: Im Reptilien-Zoo gewöhnen wir uns an den Anblick australischer „Kriechtiere“: die Kragenechse, der Blauzungenskink, ...

 

Ein wichtiger Teil des australischen Gesundheitswesens ist der „Royal Flying Doctor Service“, der mit Ambulanzflugzeugen die medizinische Versorgung in abgelegenen Gebieten gewährleistet. In der kleinen Wüstenstadt Alice Springs besuchen wir eine seiner Stützpunkte. Von hier aus wird ein Gebiet mit einem Radius von über 600 km betreut, in welchem ca. 16'000 Menschen, davon 90 % Aborigines, leben. Die Einsätze werden mit einmotorigen „Pilatus PC-12“ geflogen (Stans ahoi!). Die Organisation verfügt landesweit über 21 Stützpunkte, welche ungefähr 2/3 des australischen Kontinents medizinisch versorgen.

In der so genannten „School Of The Air“ besuchen wir anschliessend den Unterrichtsraum der grössten Schulklasse der Welt. Per Rundfunk werden hier 113 Kinder zwischen 4 bis 13 Jahren auf einem Einzugsgebiet von 1,3 Mio. km2 unterrichtet. Die Schüler leben in entlegenen Gebieten auf Farmen, in Nationalparks oder Aborigines Gemeinden.

Auf unserem Reiseprogramm im Red Centre stehen als nächstes das Rainbow Valley, der Kings Canyon, der Ayers Rock und die Olgas:

Ein Gesichtsnetz schützt uns auf unserer Tour vor der allgegenwärtigen Buschfliegenplage. Rinder, Importprodukt aus der Kolonialzeit, würde man wahrscheinlich nicht sofort als Schädlinge einstufen. Doch die Viehhaltung und damit der Kuhfladen bereiten insbesondere im australischen Outback heute noch Probleme. Denn die Kuhfladen bleiben jahrelang trocken auf den Weiden liegen. Erst mit der Einführung von Mistkäfern, die „den gebauten Mist“ beseitigen, konnte dem ganzen entgegengewirkt werden.

Der Ayers Rock, der heilige Berg der Aborigines, gilt als grösster Monolith der Erde und gehört zum UNESCO-Naturwelterbe. Mitten in der Wüstenebene ragt der rote Sandsein 350 m in die Höhe. Schon von weitem ist er klar zu erkennen. Die Hälfte seines 9 km Umfangs nehmen wir zu Fuss in Augenschein. Dabei werden wir uns seiner Grösse erst recht bewusst. Der Ayers Rock bedeutet den Aborigines ein mythischer und heiliger Ort. An einigen Stellen haben sie ihn mit Zeichnungen versehen. Felszeichnungen und Höhlenmalereien sind eine jahrtausend alte künstlerische Tradition der australischen Aborigines.

Kata Tjuta bedeutet in einer der Aborigines-Sprachen: „Ort vieler Köpfe“. Mehr als 30 runde Felsen, auch Olgas genannt, erheben sich im Uluru Nationalpark aus der weiten Wüstenebene des australischen Nordterritoriums. Wir finden die Gesteinsformen mindestens so interessant wie der weltbekannte und vielzitierte Ayers Rock.

Die eine Nacht im Outback verbringen wir im Swag, eine Art Schlafsackmatratze. Mitten in der Vollmondnacht werden wir von heulenden Dingos geweckt. Das Nachtleben in der Wildnis ist faszinierend.

Ein Inlandflug bringt uns in die Olympiastadt Sydney. In der pulsierenden Metropole flanieren wir am Circular Quay, bewundern die vielen Strassenkünstler und besuchen natürlich eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt: das Opera House mit seinem segelförmigen Dach.

In Sydney beginnt die Geschichte des heutigen Australiens: 1788 wurde in New South Wales die erste Sträflingskolonie angelegt. Die Landung der sog. First Fleet im Jahr 1788 in der Botany Bay nahe dem heutigen Sydney, markierte den Beginn der Deportationen britischer Strafgefangener nach Australien. Die Flotte brachte die ersten von insgesamt über 150’000 Gefangenen, die bis zur Einstellung der Deportationen im Jahr 1852 nach Australien verfrachtet wurden. Inzwischen ist viel Zeit verstrichen und der 5. Kontinent hat sich zu einem wirtschaftlich starken Land und beliebten Urlaubsziel gewandelt. Bergbau und Tourismus sind heute die Haupteinnahmequellen. Nahezu 94 % der heutigen australischen Bevölkerung sind europäischer Abstammung, wobei die überwiegende Mehrheit britische oder irische Vorfahren hat.

Das Bild Australiens in Europa war früher in der Regel das eines sehr abgelegenen und für die Besiedlung durch Europäer sehr unattraktiven Landes. Australien besass jedoch für Grossbritannien eine strategische und nach dem Verlust der nordamerikanischen Kolonien auch eine sozialökonomische Bedeutung. Die Herrschaft über diesen Kontinent bedeutete, dass sich hier eine Basis für die britische See- und Handelsmacht in den östlichen Meeren bot und so das immer stärker werdende Interesse Grossbritanniens am Pazifik und in Ostasien ausgebaut werden konnte. Darüber hinaus konnte der grosse Kontinent auch zur Lösung des Problems der überfüllten britischen Gefängnisse beitragen. Nahrungsmittelknappheit, eine strenge strafrechtliche Gesetzgebung und die sozialen Umwälzungen, die durch die rasche Industrialisierung und Verstädterung des Landes herbeigeführt worden waren, hatten zu einem rapiden Anstieg der Kriminalitätsrate geführt. Die Niederlage Grossbritanniens im Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg bedeutete ausserdem, dass Inhaftierte und verurteilte Straftäter aus heimischen Gefängnissen nicht länger nach Amerika deportiert werden konnten. Tja, in der Tat gäbe es eine Unmenge interessanter Dinge über Australiens Vergangenheit zu erwähnen… aber weiter geht es nun mit unseren persönlichen Erlebnissen und Eindrücken:

Nachdem wir Sydney an der Ostküste in Richtung Norden verlassen, werden wir mehrere Tage von schlechtem Wetter begleitet. Coffs Harbour, Byron Bay, Brisbane und Noosa. Nichts ist mit Sonnenschein im Sunshine State an der Sunshine Coast. Wir nutzen die Zeit um Einkäufe zu erledigen oder ganz einfach für einen gemütlichen Kinobesuch.

In Rainbow Beach besuchen wir einen Kunst-Workshop und gestalten zusammen unser eigenes Didgeridoo. Wir bemalen das Eukalyptusholz mit verschiedenen australischen Tieren. Am oberen Rand platzieren wir die Aborigines-Flagge mit den Farben rot, gelb und schwarz. Rot steht für die Mutter Erde, gelb für die Sonne, Erneuerer des Lebens. Schwarz ist die Traumzeit, in der alles entstanden ist. Zusammen symbolisieren die Farben die Grundlage des Lebens der Aborigines. Mit der Farbe gelb haben wir etwas geschummelt und anstelle eines Kreises ein Känguru– für uns Symboltier Australiens – gemalt.

Vor der Küste Queenslands chartern wir auf Fraser Island, der grössten Sanddüne der Welt. Die Insel ist 184’000 ha gross und wurde zum Weltnaturerbe der UNESCO ernannt. Sie ist Heimat einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt. Der bekannteste Bewohner ist der Dingo, der australische Wildhund.

Die Fahrpisten, die die Insel durchziehen, sind grösstenteils schmal und tiefsandig. Die regenreichen Wochen zuvor haben die unebenen Strassen mit Wasser und Schlamm gefüllt. Mit neun anderen Backpacker begebenen wir uns auf die abenteuerliche „self-guided“ Jeeptour quer durch die 150 km lange Sandinsel. Im Paradies mit den endlosen Stränden, den Palmen- und Eukalyptuswäldern besuchen wir ein halbes Dutzend Süsswasserseen. Das Farbenspektrum des Wassers reicht jeweils von kristallklar bis teebraun.

In Airlie Beach holen wir uns vom State Queensland eine Camping-Erlaubnis für die unbewohnte Whitsunday Island. Am weissen Whitehaven Beach geniessen wir anschliessend das Leben im Robinson Crusoe-Stil.

Wanderung zum Hill Inlet-Outlook bei Ebbe:

Bevor wir unsere Weiterreise nach Asien antreten, unternehmen wir einen letzten Ausflug in den tropischen Norden von Queensland. Im Daintree Nationalpark machen wir uns auf die Spuren der Regenwaldbewohner und lassen uns in der Tier- und Pflanzenkunde unterrichten. Hier im ältesten intakten Regenwald unseres Planeten - sein Alter wird auf 200 bis 300 Mio. Jahre geschätzt – ist die Hälfte aller australischen Tier- und Pflanzenarten Zuhause. Am Küstenabschnitt vor Cape Tribulation treffen die einzigartigen Ökosysteme, das Great Barrier Reef und der tropische Regenwald aufeinander. Beide gehören zum UNESCO Weltnaturerbe.

 

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